Für die Behandlung psychischer Probleme haben sich neben den etablierten Methoden wie beispielsweise der klassischen face-to-face Psychotherapie oder Pharmakotherapie in den letzten Jahren neue Ansätze herauskristallisiert: digitale Gesundheitsanwendungen. Solche Anwendungen ermöglichen es den Nutzenden, Behandlungen orts- und zeitunabhängig wahrzunehmen. Sie sind ressourcenschonend und erreichen auch Personen, die beispielsweise keine face-to-face Therapie wünschen oder in Anspruch nehmen können. Meist basieren solche Anwendungen auf gut erforschten Ansätzen, oftmals der kognitiven Verhaltenstherapie, und bieten durch Berücksichtigung individueller Präferenzen ein hohes Mass an Personalisierung.
Leider sind heutzutage immer noch viele Programme und Anwendungen den hohen Standards in Bezug auf Privatsphäre, Datenschutz und -sicherheit nicht gewachsen. Auch ist die Akzeptanz solcher Programme sowohl bei Nutzer*innen wie auch bei Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen gering. Gerade Bedenken bezüglich des Datenschutzes gehören hier zu den grössten Einstiegshürden. Dabei machen es übermässig lange und komplizierte Einverständniserklärungen und AGBs den Nutzer*innen schwer, ihre Lage richtig einschätzen zu können.
So stellt sich die Frage, ob es denn nicht möglich ist eine transparente und benutzerfreundliche Oberfläche für den Datenschutz zu erstellen oder ob es überhaupt nötig ist, personenbezogene Daten zu sammeln.
Teilprojekt: Anonymität und klinischer Nutzen
In diesem Teilprojekt werden wir zwei Versionen des gleichen Online-Selbsthilfeprogramms (JOURNeY) für Menschen mit sozialer Angststörung entwickeln und in Hinblick auf den klinischen Nutzen untersuchen. Eine Version wird dabei völlig anonym nutzbar sein und keine personenbezogenen (Gesundheits-)Daten erfassen. Wir erwarten, dass beide Versionen signifikante Verringerungen der Symptome der sozialen Angststörung ermöglichen. Infolgedessen kann potenziell vielen Menschen mit so einem anonym nutzbaren Programm geholfen werden, welche sonst womöglich ohne adäquate Versorgung bleiben würden.
Kontakt: Stefanie Arnold (Klinische Psychologie und Psychotherapie)
Teilprojekt: Transparenz und Nutzerverhalten
In diesem Teilprojekt erweitern wir das Online-Selbsthilfeprogramm (JOURNeY) um eine zusätzliche Plattform zur Konfiguration von Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen. Wir untersuchen dabei, wie sich unterschiedlich transparente Formen zur Darstellung von Datenschutzpraktiken auf das Nutzerverhalten in Bezug auf digitale Medien auswirkt. Das Ziel soll sein, Nutzer*innen mehr Kontrolle über die Erfassung und Verarbeitung der eigenen Daten, im Sinne der informierten Selbstbestimmung, zu ermöglichen.
Kontakt: Michael Vogt (Psychologie der Digitalisierung)
Studienteilnahme
Möchten Sie gerne an unserer Studie teilnehmen? Teilnahmebedingungen und Anmeldung finden Sie hier.
Projektinformationen
Partner: Klinische Psychologie und Psychotherapie
Laufzeit: 07/2023 - 07/2027
Gefördert durch: Digitalisierungskommission der Universität Bern (DigiK)